Haben Sie einen Termin?

Fast jeden Morgen gehe ich an der deutsch-finnischen Handelskammer vorbei, und heute morgen fragt Knut Ove mich, warum ich da denn nicht mal reingehe, um zu gucken, was die da so machen. Schliesslich hätte ich ja deutsch an der Handelshochschule in Trondheim unterrichtet. Na, ja, Handelskammer und Handelshochschule haben wenigstens den Handel gemeinsam, dachte ich und klingelte. Doch bevor mir geöffnet wurde, ging mir so einiges durch den Kopf. Wenn man sich seit sechs Wochen hauptsächlich ausserhalb der Komfortzone befindet, traut man sich einfach viel mehr. Was kann schon schief gehen, dachte ich. Es kennt mich ja keiner hier. "Tervetuola, kuinka voin olla avuksi?" "Hallo, hier ist Ruth Grüters", antworte ich, mit einer Selbstverständlichkeit, die mich selbst zum Schmunzeln bringt. Ob das jetzt auf der Kamera ist? "Ach so, haben Sie einen Termin?" - "Ne, eigentlich nicht..."Ich höre die Tür brummen und gehe hoch. Dort empfängt mich eine junge Finnin, die fliessend deutsch spricht. "Also, wenn Sie keinen Termin haben, wird das schwierig - ich hole mal einen Kollegen. Die zweite Handelsfrau kommt und fragt: "Haben Sie einen Termin?" Jetzt muss ich mich wirklich zusammennehmen, um nicht zu lachen. "Das ist ja wie in Deutschland hier, und dabei sind wir mitten in Helsinki!" kommt es aus mir raus. Damit ich die beiden jungen Damen nicht in Verlegenheit bringe, sage ich dass ich in Norwegen an der Handelshochschule deutsch gelehrt habe, und da ich täglich and der Handelskammer vorbeigehe, wollte ich mal sehen, was die dort so machen. Es wurde etwas still, und ich fragte, ob sie denn etwas Informationsmaterial hätten, damit ich mich dort erkundigen könnte. Und wenn ich dann konkretere Fragen hätte, könnte ich ja einen Termien machen! Gespürte Erleichterung - mir wurden ein Magazin und zwei Broschüren in die Hand gedrückt, und man verabschiedete sich mit "vielleicht sieht man sich ja, wenn es mit einem Termin klappt." Ein kurzes Reinklicken auf deren Webseite zeigt, dass ich dort wohl kaum was zu suchen habe, aber lustig war's. Und das Beste, in dem Magazin war ein Interview mit der neuen Leiterin des Goethe-Instituts in Helsinki - und es liegt gar nicht weit von unserer Wohnung!

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